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Autor: Dina Roos

Was ist eine geblockte Trachealkanüle?

Bei einer geblockten Trachealkanüle liegt etwas unterhalb der Kanülenkrümmung ein Ballon, der im aufgeblasenen Zustand die Kanüle umschließt und sich an die Innenwand der Luftröhre anlegt. Dieser Ballon heißt „Cuff“.

Als Folge dieser sogenannten Blockung (aufgeblasener Ballon) kann Atemluft nur noch durch die Kanüle ein- und ausströmen.

Wenn Ein Mensch mit geblockter Trachealkanüle aspiriert, dann werden die aspirierten Konsistenzen von diesem Ballon aufgehalten und sammeln sich oberhalb dieses Ballons.

Diese Konsistenzen müssen regelmäßig entfernt werden über

  1. Überstandsabsaugung: Mit einem Absaugkatheter wird über die Trachealkanüle abgesaugt, während die Luft aus dem Ballon abgelassen wird (entblocken). Die angesammelten Konsistenzen rutschen ab, werden aber gleich abgesaugt
  2. Subglottische Absaugung (Begriffserklärung s.u.): Manche Trachealkanülen haben ein sogenanntes subglottisches Absaugventil. Das ist ein zweiter Schlauch im äußeren Bereich der Kanüle, dessen in der Luftröhre liegendes Ende in einer Öffnung oberhalb des Ballons (Cuffs) endet. Über diesen Schlauch können Konsistenzen abgesaugt werden, die sich oberhalb des Cuffs angestaut haben. Da der Schlauch sehr dünn ist, ist er nur durchlässig für flüssige und glatte Konsistenzen.
    Begriffserklärung für ‚subglottisch’: sub = unterhalb / Glottis = Stimmritze (Bereich zwischen den beiden Stimmbändern) ‚subglottisch’ bedeutet also ‚unterhalb der Stimmritze’. Im Trachealkanülenmanagement ist der subglottische Raum der Raum zwischen Stimmritze und Cuff.

Kann eine geblockte Trachealkanüle Aspiration verhindern?

Oft trifft man auf Aussagen wie „Eine geblockte Trachealkanüle schützt vor Aspiration“. Mit dieser Aussage bin ich nicht einverstanden.

Zum Verständnis für meine Argumentation verweise ich zunächst auf meine beiden Blogbeiträge „Was ist Aspiration?“ und „Was ist eine geblockte Trachealkanüle?“.

Eine Trachealkanüle liegt in der oberen Luftröhre unterhalb des Kehlkopfes. Wir erinnern uns: Aspiration passiert auf Stimmlippenebene, das heißt im Kehlkopf.

Eine geblockte Trachealkanüle kann Aspiration also nicht verhindern, denn sie liegt deutlich unterhalb der Stelle, an der aspiriert wird. Die Blockung der Trachealkanüle kann dabei helfen, ein Abrutschen aspirierter Konsistenzen in die tieferen Atemwege zu verhindern. Das heißt also, eine geblockte Trachealkanüle hilft, vor den Konsequenzen von Aspiration zu schützen. Absolute Sicherheit gibt es allerdings nicht, denn der Cuff schließt nicht vollständig dicht ab.
Ein weiteres Problem bei geblockter Trachealkanüle sollte nicht übersehen werden: Aufgrund der Blockung geschieht die Atmung nur noch über die Trachealkanüle, das heißt, es strömt keine Luft mehr durch Mund / Nase / Rachen / Kehlkopf. Dieser Luftstrom ist aber wichtig für die Gefühlswahrnehmung in der Kehle und somit für die Qualität des Schluckes.

Die Blockung einer Trachealkanüle kann zwar helfen, aspirierte Konsistenzen nicht in die Lunge abrutschen zu lassen, gleichzeitig besteht aber das Risiko, dass aufgrund des ausbleibenden Luftstroms durch Kehlkopf und Rachen nochmals schlechter geschluckt wird.
Wenn Sie eine geblockte Trachealkanüle haben und essen wollen, lassen Sie sich unbedingt von Ärztin/Arzt UND Logopädin/Logopäde die Risiken erklären und besprechen Sie, welches Vorgehen für Sie die geringsten Risiken mit sich führt.

Für welche Patienten ist Aspiration besonders gefährlich?

Menschen, die kräftig husten können UND eine gute Gefühlswahrnehmung im Rachen haben, kommen in der Regel mit Aspiration ganz gut klar. Diese Menschen spüren, wenn Ihnen etwas in den Kehlkopf rutscht, husten die aspirierte Konsistenz kräftig nach oben in den Rachen und schlucken die Konsistenz in die Speiseröhre – Gefahr erkannt, Gefahr gebannt.

Ein Problem besteht bei Patienten, die durch neurologische Einschränkungen oder durch eine ‚geblockte Trachealkanüle‘ eine reduzierte Gefühlswahrnehmung im Eingangsbereich der Luftröhre haben. (Ich verweise auf meinen Blogbeitrag „Kann eine geblockte Trachealkanüle Aspiration verhindern?„)
Diese Menschen spüren nicht oder zu spät, dass ihnen etwas in die Atemwege rutscht und husten daher zu spät oder gar nicht. In diesem Fall kann die aspirierte Konsistenz in die tieferen Atemwege (Lunge) abrutschen.

Ein weiteres Problem haben wir bei Menschen, die aufgrund ihrer Erkrankung nicht mehr kräftig husten können. Diese Menschen können die aspirierte Konsistenz nicht mehr hochhusten, die Konsistenz kann in die tieferen Atemwege abrutschen und dort zu Lungenentzündungen führen.

Wie gefährlich ist Aspiration?

Für die Erklärung von Aspiration verweise ich auf meinen Blogbeitrag „Was ist Aspiration?

Aspiration kann ein großes medizinisches Risiko darstellen. Allerdings aspirieren auch gesunde Menschen regelmäßig.

Das eigentliche Risiko besteht darin, dass etwas, das aspiriert werden kann noch tiefer abrutscht und in den tieferen Atemwegen, also in der Lunge landet. Die Lunge reagiert mit einer Entzündung. So kommt es zu einer Lungenentzündung (Fachbegriff: Pneumonie). Der Fachausdruck für diese Art Lungenentzündung ist Aspirationspneumonie. Diese Lungenentzündungen sind sehr gefährlich und können einen tödlichen Verlauf nehmen.

Was ist Aspiration?

Oft wird Aspiration beschrieben als ‚Einatmen von Nahrung oder Getränken‘, als ein ‚etwas in den falschen Hals bekommen‘ oder einfach ‚Verschlucken‘. Oft hört man auch die Definition „Abrutschen in die Lunge“.

Die Medizinische Definition von Aspiration ist ein „Abrutschen zu schluckender Konsistenzen unterhalb der Stimmlippen“.

Hierzu die Erklärung: die Stimmlippen liegen im Kehlkopf. Der Kehlkopf wiederum ist der Eingang zur Luftröhre. Wenn etwas, das in die Speiseröhre gehört im Eingangsbereich der Luftröhre landet und durch die Stimmlippen (auch Stimmbänder) hindurch rutscht, spricht man von Aspiration.

Magensonde ja oder nein?

Oft treten Patienten oder deren Angehörige mit der Frage an mich heran, was ich von Ernährung über Magensonde bei Schluckstörungen halte.
Diese Frage kann pauschal nicht beantwortet werden, denn die Entscheidung hängt immer ab von der Ursache für die Schluckstörung.

Ich bin grundsätzlich ein großer Befürworter von Magensonden, wenn ein Patient aufgrund eines plötzlich auftretenden Ereignisses eine schwere Schluckstörung hat, die Essen und Trinken über den Mund verwehrt.

Pateinten, die aktiv Kräftigungsübungen zur Verbesserung der Schluckfunktion durchführen können, haben gute Chancen, ihre Schluckfähigkeit zurück zu erlangen. Hierfür braucht ein Patient jedoch Energie. Diese Energiezufuhr kann sichergestellt werden, indem über Magensonde ausreichende Kalorien zugeführt werden. Dies gibt dem Patient die Möglichkeit, nach ein paar Wochen oder Monaten wieder ohne Magensonde auskommen zu können.

Wenn eine fortschreitende Erkrankung vorliegt, bin ich der Meinung, dass Patient (in) und Angehörige genau aufgeklärt werden müssen über Vorzüge und Nachteile, sowie Risiken einer Magensonde. Auf der Basis umfassender Aufklärung muss jeder Mensch für sich persönlich entscheiden, welchen Weg er oder sie gehen möchte. Ich begleite Sie gerne auf dem Weg, den Sie für sich wählen.

Logopädische Probleme bei Morbus Parkinson

Fast alle Patienten, die an Morbus Parkinson erkranken, entwickeln im Krankheitsverlauf Kommunikationsstörungen und Schluckstörungen. Beide Komplikationen bringen erhebliche Einbußen an Lebensqualität mit sich. Die Schluckstörungen stellen zudem ein massives medizinisches Risiko dar.

Die Schluckprobleme bei Morbus Parkinson werden oftmals erst spät erkannt, weil Patienten diese selbst nicht wahrnehmen.

LSVT® – Lee Silverman Voice Treatment

Lee Silverman Voice Treatment (LSVT LOUD®) ist eine evidenzbasierte Therapiemethode zur Behandlung von Stimm- und Sprechbeeinträchtigungen bei Morbus Parkinson und anderen neurologischen Erkrankungen.

Neben der Stimmfunktion verbessern sich nachweisbar auch unter anderem die Artikulation und Schluckfunktion.

LSVT® ist bislang die einzige Behandlungsmethode, die erwiesenermaßen die Kommunikation bei Patienten mit Morbus Parkinson messbar und nachhaltig verbessert.

Weitere Informationen und Links finden Sie auf der Homepage der LSVT®Foundation (http://www.lsvtglobal.com/)

Wie wird LSVT® durchgeführt?

LSVT LOUD® ist ein intensives Behandlungsprogramm. Es müssen 16 Behandlungen à 60 min. in einem Zeitraum von 4 Wochen durchgeführt werden (4x/Woche 60 min für 4 Wochen). Nach diesen 4 Wochen müssen Sie weiterhin ein tägliches Übungsprogramm von 10 – 15 min absolvieren, um Behandlungserfolge möglichst lange aufrecht zu erhalten.

Ich freue mich auf eine gute und effektive Zusammenarbeit.

Wer bietet LSVT® an?

Sie sollten die Therapie ausschließlich von zertifizierten LSVT®-Therapeuten durchführen lassen.

Wenn eine andere Frequenz oder Therapiedauer durchgeführt wird als 4×60 Minuten pro Woche für 4 Wochen, dann erhalten Sie zwar hochfrequente Therapie aber kein LSVT®.

Wer übernimmt die Kosten für LSVT®?

Wenn die Behandlung vom Arzt verordnet wird, übernimmt die Kosten Ihre Krankenkasse. Sie selbst entrichten lediglich wie bei allen Heilmittelbehandlungen einen gesetzlich festgelegten Eigenanteil.

Aufgrund der nachhaltigen Erfolge wurde ein entsprechendes Therapiekonzept entwickelt für ganzkörperliche Funktionen (LSVT BIG®).

Fazialisparese: ein Thema für Logopäden

Warum behandeln Logopäden Gesichtslähmungen?

Fazialisparesen / Gesichtslähmungen beeinträchtigen in den meisten Fällen die Lippen- und Wangenmuskulatur.

Dies kann zu folgende Problemen führen

  • Sprechstörungen, weil die Muskulatur nicht mehr symmetrisch arbeitet
  • Schluckbeschwerden, weil keine optimalen Druckverhältnisse mehr aufgebaut werden können. Patienten klagen oft, dass beim Kauen Nahrung in die Wangen rutscht oder dass beim Trinken Flüssigkeit am Mundwinkel entweicht.

Beide Störungsbilder werden von Logopäden behandelt. Für die Behandlung von Fazialisparesen sind jedoch Zusatzqualifikationen erforderlich. In meiner Praxis behandle ich Fazialisparesen in Anlehnung an das Konzept von Dr. Castillo Morales®. Im Rahmen jahrelanger Erfahrung fließen jedoch auch eigene Ansätze mit ein.

 

 

 

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