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Kann man einer Schluckstörung bei Parkinson vorbeugen?

02
Feb
Dina Roos

Aus meiner Sicht: JA!

Meine Antwort basiert auf meinen Beobachtungen. Ich muss für die Erläuterung meiner Antwort etwas ausholen und stelle zwei Gegenfragen:

  1. Worin sind denn meiner Beobachtung nach Schluckstörungen bei Parkinson mitbegründet?
  2. Gibt es Zusammenhänge zwischen der Stimm-/Sprechmuskulatur und der Schluckmuskulatur?


Zuerst zu Frage 2: Gibt es Zusammenhänge zwischen der Stimm-/Sprechmuskulatur und der Schluckmuskulatur?

Sehen wir uns zwei Strukturen/Funktionen an:

a. Stimmbandfunktion
b. Kehlkopfbewegung

zu a. Stimmbandfunktion:

Lage der Stimmbänder
Die Stimmbänder liegen im Kehlkopf. Der Kehlkopf ist der Eingang zur Luftröhre.

Funktion

  • Stimmproduktion: Die Stimmbänder legen sich für die Stimmproduktion aneinander.
  • Hustenfunktion: Die Stimmbänder legen sich zum Husten fest aneinander, es wird Druck aufgebaut und es kann gehustet werden.
  • Schluckfunktion: Beim Schlucken legen sich die Stimmbänder fest aneinander und verschließen so den Eingang zur Luftröhre, damit keine zu schluckende Konsistenz in die Luftröhre abrutscht.

Fazit:
Bei guter, kräftiger Stimmverwendung wird ständig die Muskulatur trainiert, die wir auch zum Husten brauchen, und die beim Schlucken den Luftröhreneingang verschließt.

zu b. Kehlkopfbewegung:

Kehlkopfbewegung beim Schlucken
Beobachten Sie einmal, wie Menschen schlucken. Bei Männern kann man das meist besser beobachten. Beim Schlucken bewegt sich unser Kehlkopf (umgangssprachlich bekannt als Adamsapfel) nach oben und vorne. Diese Bewegung unterstützt, dass

a) der Eingang zur Speisröhre aufgezogen wird
b) der Kehldeckel abgesenkt wird, der beim Schlucken den Kehlkopfeingang und folglich den Eingang der Luftröhre verschließt.

Fazit:
Bei guter Kehlkopfbewegung landet alles, was wir schlucken dort, wo es hin gehört: in der Speiseröhre. Wir verschlucken uns NICHT. (Verschlucken: Etwas gelangt doch in den Eingang der Luftröhre und wir husten)

Kehlkopfbewegung beim Sprechen
Fühlen Sie doch einmal an Ihren Kehlkopf (Adamsapfel), wohin der sich bewegt, wenn Sie ganz tiefe und ganz hohe Töne sagen? Er bewegt sich hoch und runter, richtig?

Fazit:
Bei guter Sprechmelodie wird unser Kehlkopf kontinuierlich hoch und runter bewegt – wir trainieren also auch die Muskulatur, die den Kehlkopf beim Schlucken nach oben bewegt.

Zu Frage 1: Worin sind denn Schluckstörungen bei Parkinson begründet?

  • Wir wissen, dass Patienten mit Parkinson immer leiser, kraftloser und monotoner sprechen.
  • Was passiert denn, wenn ich monoton spreche? Ich verwende die Muskulatur weniger, die den Kehlkopf anhebt.
  • Was passiert, wenn ich leiser spreche? Ich verwende die Muskulatur weniger, die die Stimmbänder aneinander legt.
  • Und was passiert mit Muskulatur, die ich weniger oder kraftloser verwende? Sie büßt an Funktionalität ein.

Ergebnis: Schluckstörung
Schwächerer Stimmbandschluss – schwächere Kehlkopfbewegung – geringerer Verschluss der Luftröhre beim Schlucken – schwächere Hustenfunktion – schwächere Öffnung der Speiseröhre

Zurück zur ursprünglichen Frage: „Kann man einer Schluckstörung bei Parkinson vorbeugen?“

Meiner Erfahrung nach: JA!

Wie erkläre ich dies aus therapeutischer Sicht?

Was passiert mit Muskulatur, die ich verwende? – Sie baut Muskelmasse auf! Sie verbessert sich in ihrer Funktion!
Was passiert also mit der Schluckmuskulatur, wenn wir kraftvoller und mit verbesserter Sprechmelodie sprechen? Die Kehlkopfhebung und der Stimmbandschluss werden fortlaufend trainiert.

Funktioniert das auch bei einer fortschreitenden Erkrankung wie Parkinson?
Diese Antwort basiert auf meiner Erfahrung (ich arbeite seit über 15 Jahren mit neurologischen Patienten und seit fast 10 Jahren sehr intensiv mit Parkinsonpatienten):

Viele Patienten, die zu Therapiebeginn über Schluckbeschwerden geklagt haben, haben sich unter der Behandlung mit dem LSVT LOUD®-Konzept deutlich verbessert. Meist berichten Patienten bereits in der zweiten Behandlungswoche, dass sie sich deutlich weniger verschlucken.

Die Patienten lernen im Rahmen dieser Behandlung, alles im Alltag lauter und kraftvoller zu sagen. Und so wird mit jedem Wort, das die Patienten sprechen, auch die Schluckmuskulatur trainiert. Ich kann also durchaus sagen, dass ich diese Behandlung als Vorbeugung von Schluckstörungen betrachte.

Für mehr Informationen verweise ich auf folgende Website: www.lsvtglobal.com